Er unterstützte die Forderung nach Selbst­bestimmung, wie sie die Menschen in Ungarn erhoben. Aber der Kapitalismus erschien ihm wenig reizvoll. Zumal es ihn abstieß, wie die Nazitäter in Westdeutschland weißgewaschen wurden und viele von ihnen ihre Karrieren fortsetzten, als wäre nichts geschehen. Er hoffte damals noch auf die SPD. Rudi hatte im Radio Reden des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher gehört. Schumachers Kritik des Monopol­kapitalismus zog ihn an, auch dessen Aussage, daß die Wurzeln des Nationalsozialismus in der sozialökonomischen Struktur der kapitalistischen Gesellschaft zu finden seien. Aber Schumacher war schon 1952 gestorben, und sein nachwirkender Einfluß schwand rapide.

—Gretchen Dutschke, Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben, (Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 1996), 26.

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