Aber wer der großen Politiker wagte es, seine Stimme gegen den Krieg zu erheben? Olof Palme, Schwedens Ministerpräsident, tat es, aber nicht Bundeskanzler Willy Brandt, der gerade den Friedensnobelpreis angenommen hatte. Eine Provokation, solange er nicht eindeutig gegen den Krieg in Vietnam auftrat. Rudi beschloß, öffentlich zu protestieren. Er schrieb in einem Leserbrief an die »Süddeutsche Zeitung«:

»In einer Zeit, in der sogar ein CSU-Blatt schreibt, daß ›die Berichte über die Bombenangriffe auf Nordvietnam‹ selbst diejenigen deprimieren dürften, die immun sind gegen ›antiamerikanische Vietnam-Propaganda‹, bringt es die linksliberale ›SZ‹ vom 28.11.72 zu nichts anderem als zu einer außenpolitischen Kritik der Kritik von O. Palme gegen die neueste Variante amerikanischer Vietnam-Beherrschung. Der Vergleich des schwedischen Regierungschefs mit Guernica sei überzogen, schließlich gebrauche auch die andere Seite schwerste Waffen. Also findet in Vietnam fast ein fairer Kampf zwischen Rivalen statt? Welche Armut an Geschichte, welche entmoralisierte Moral, welche Tiefe des Verfalls liberalistisch-technokratischen Denkens wird hier offenbar! Olof Palme übertreibt nicht.«

—Gretchen Dutschke, Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben, (Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch1996), 292-293.

December 1972. The Christmas Bombing. I remember the Christmas Bombing. I walked beside my mother. The streets were snowy and cold. I wore my green corduroy coat with the peace sign, “War is Not Healthy for Children and Other Living Things” and “What if they had a war and nobody came?” patches.

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